Fünf Weißweine aus Neuseeland und fünf Rotweine aus Südamerika von Vineshop24: Weinpakete sind ja immer so eine Sache. Meistens versprechen sie einen Überblick zu geben über eine bestimmte Kategorie von Weinen: sei es regionstypisch („Chianti entdecken“), rebsortentypisch („die besten Rieslinge“), länderspezifisch („das Potenzial Spaniens erfahren“) oder sie fassen anderes zusammen, z.B. den Preis („die Rotweine mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis“) oder Anlässe („die besten Weißen für die Festtage“, „die prickelndsten Rosés für den Sommer“). Vorteil der Pakete ist unbestrittenermaßen, dass man sich selbst nicht um eine Auswahl der Weine kümmern muss.
Das erledigt der Händler (in seltenen Fällen der Winzer, „Probierpaket“). Grundsätzlich ist man damit natürlich immer dem Risiko ausgesetzt, dass Händler, zumal große Weinversender, versuchen müssen, alle Geschmäcker zu bedienen, schließlich soll das Paket ja Anlass geben, die Favoriten in größerer Menge nachzuordern. Gleichzeitig muss man demzufolge damit leben, dass selten alle Weine eines Pakets den eigenen Vorlieben entsprechen. (Wundern konnten wir uns bisher tatsächlich über den „Weinberater“ eines großen Verlages: abgesehen davon, dass nicht die versprochenen Jahrgänge ausgeliefert wurden, entsprachen die gelieferten „typischen“ Weine auch nicht dem, was wir für die Region oder Rebsorte als typisch erwartet hätten.)
Wie beim Weinhändler vor Ort muss man auch bei Versendern diejenigen finden, die die größte Übereinstimmung mit den eigenen Geschmacksvorlieben haben,
dann kann man gewiss sein, dass die Mehrzahl der Flaschen schmecken. Prüfen kann man das ja heutzutage, zumindest theoretisch, im Online-Shop; oft werden ja sogar die genauen Flaschen der Themenpakete bekannt gegeben. Für unsere Weinrunde stellte diesmal Vineshop24 eine Auswahl seiner Weißweine aus Neuseeland und Rotweine aus Südamerika zusammen.
Wichtiger Hinweis für den Leser: Die Weine wurden uns Vineshop24 kostenlos zur Verfügung gestellt. Außer den Weinen gab es keine weiteren Leistungen und keine Bezahlung. Mit der Bereitstellung der Weine war keine Vorgabe an die Ergebnisse der Weinprobe verbunden, lediglich eine Veröffentlichungspflicht wurde formlos vereinbart, ohne weitere Details (z.B. spezielle SEO- oder Link-Vorgaben).
Ergänzend dazu sei darauf verwiesen, dass es im Weinjournalismus gängige Praxis ist, dass Winzer und Händler für Proben von Redaktionen kostenlos Weine bereitstellen. Auch dort wird in den seltensten Fällen im Einzelnen darauf verwiesen, welche Flasche die Redaktion selbst bezahlt hat und welche sie kostenlos erhalten hat. Vor diesem Hintergrund kann man durchaus sagen, dass unsere Bewertungen genauso unabhängig sind (oder abhängig).
Die Verkostung der Weine erfolgte zur gleichen Zeit, am gleichen Ort von neun Teilnehmern. Insofern darf der Leser auf das Urteil der neun erfahrenen, aber bei weitem nicht professionellen, Verkoster vertrauen. Da wir seit über 25 Jahren gemeinsam Weine verkosten, haben sich natürlich auch unsere geschmacklichen Vorlieben, wenn nicht angeglichen, so doch in einer Bandbreite eingependelt. Durch die lange Erfahrung, nicht nur bei den Weinrunden, sondern auch auf öffentlichen und halböffentlichen Verkostungen, maßen wir uns auch an, einigermaßen treffende Urteile zu fällen. Wie immer bei Essen und Trinken: es bleibt trotzdem alles Geschmackssache.
Wer sich als Weinrunde regelmäßig trifft, steht ja auch immer vor der Herausforderung, neue Themen finden zu müssen. Zwar haben sich mittlerweile saisonabhängige Verkostungen etabliert – etwa die Rosés im Sommer und die schweren Roten vor Weihnachten – dennoch freuen wir uns immer über neue Impulse. Auch wenn wir gerne Weine aus „der neuen Welt“ probieren, bleiben wir doch meistens mehrheitlich in Europa.
Weine aus Neuseeland und Südamerika
Von Vineshop24 vor die Auswahl gestellt, entschieden wir uns deshalb für ein Paket mit Weißweinen aus Neuseeland und Rotweinen aus Südamerika. Um es Vorweg zu nehmen: beide Regionen haben uns nicht enttäuscht; sowohl aus Südamerika, als auch aus Neuseeland fanden wir klare Favoriten und keine Weine, die völlig aus dem erwarteten Rahmen fielen. Und nun zu den Verkostungsnotizen im Einzelnen:
1. Vicar’s Choice Sauvignon Bubbles 2017, Marlborough
Natürlich trinken auch wir gerne Schaumwein. Insofern waren wir gespannt, was das Paket zum Einstieg bieten würde – und wurden nicht enttäuscht. Feine Note von Rhabarber, Anklänge von Stachelbeere, ein Hauch von Brennessel, passend zur Rebsorte ein schlanker und kühler Charakter, eine feine Perlage, die die Rebsorte angenehm unterstützt ohne aufdringlich zu sein. Für 12 Euro ein echtes Preis-Leistungs-Vergnügen. (12,5% A, 9,9g/l RZ)
2. Saint Clair Pioneer Block 21 Sauvignon-Blanc „Bell Block“ 2017, Marlborough
Die Probierreihenfolge der Weißweine war schwer zu bestimmen; gleicher Jahrgang und gleicher Alkoholgehalt ohne Vorkenntnisse der Weine machten den Zufall zum Prinzip.
Ansprechend im Geruch, aber nicht unumstritten, Urteile von „ok“ bis „lecker“. Erschließt sich nicht gleich, dunkle Johannisbeere, leicht bittere und grasige Noten, grüner Paprika. Nicht ganz stimmig im Abgang. Mit knapp 19 Euro deshalb ein eher schwieriges Preis-Leistungs-Verhältnis. (12% A, 3,1g/l RZ)
3. Bishop’s Leap 2017 Sauvignon-Blanc, Marlborough
Sauvignon-Blancs kenne ich in drei „Geschmacksrichtungen“: langweilig und ausdrucklos; parfümiert und aufdringlich; stachelbeerig, brennesselig, paprizierend, kräftige Noten. Dieser hier tendierte leider zu ersterem. Sehr zurückhaltend in der Nase, aber nicht unangenehm, schöne Säure, aber eben wenig Ausdruck, die oben genannten frischen, knackigen Noten fehlten. Mit 8,95 Euro aber trotzdem auch ein Wein über den man in manchem Restaurant froh wäre; wir jammern auch gerne auf hohem Niveau, zugegeben. (12%A, 2,8g/l RZ)
4. Silver Moki Sauvignon-Blanc 2017, Marlborough
Im Vergleich zum Elsass, der Wachau oder dem Rheingau zeichnen sich die Weine der neuen Welt meistens durch hübschere Etiketten aus. So auch dieser hier. Leider war das schöne Etikett das Beste am Wein. Nach übereinstimmender Auffassung lauteten die Urteile „breit und kantig“, „muffig“, „bitter“, deutlicher Restzucker bemerkbar, obwohl auch nur 3,6 g/l. Die Bittertöne blieben leider auch im Abgang; von den erwarteten Sauvignon-Blanc-Noten war leider nichts vorhanden.
5. Elephant Hill, Le Phant Blanc 2014
Dieser Wein tanzt aus der Reihe. Die Herkunft aus dem Wairau Valley täuscht, auch diese Gegend liegt im Herzen der Weinbauregion Marlborough. Die Rebsorten sind diesmal aber Pinot Gris, Viognier und 5% Gewürztraminer. Ein erstaunlicher Wein, der nach den „leichten“, direkten Sauvignon-Blancs erstmal etwas Annäherung verlangt, schließlich befinden sich bei diesem Wein 14,5% Alkohol im Glas. Nach einem ersten Schluck herrscht etwas Befangenheit, den es breiten sich Aromen intensiv im Mund aus. (Ehrlich gesagt, wartete ich vergebens auf die Röstaromen und den Vanilleton des kräftigen kleinen Fasses.) Je mehr man probierte und schmeckte, desto mehr faszinierte der Geschmack überreifer Früchte. Ein Wein, der trotz der Fülle und vor allem des Jahrgangs eine erstaunliche Frische ins Glas legte. Wir begannen über passende Speisen zu philosophieren: Asiatisches oder Indisches würde der Wein sicher vertragen; oder intensive Käsen (aber keinen Blauschimmel), aber Parmesan oder vergleichbares. Dieser Wein beweist wieder, warum Proben auch nach Überraschendem verlangen; nach Rebsorten, Gegenden und Winzern, die etwas abseits des Mainstream liegen. Schwerer Weißwein muss nicht immer viel Holz und frühe Alterstöne bedeuten, was man nicht oft erfahren kann. Ein erstaunlich jung gebliebener, vielschichtiger, faszinierender Wein, dafür dürfen es auch mal 20 Euro sein. (3 g/l RZ).
6. Sauvignon-Blanc 2016, Weinbau Urban, Wullersdorf im Weinviertel, Österreich
Wir können auf die Klassiker nicht verzichten, deshalb außer der Reihe und nicht von Vineshop24:
Ein Sauvignon-Blanc aus dem Weinviertel in Österreich – gedacht als Gegenprobe aus der alten Welt, wobei das Weinviertel (noch) nicht als typische Sauvignon-Blanc-Gegend gilt. Alkoholgehalt von 12,5% bei einem Preis von 14 Euro zeigten ganz schnell, warum der Wein hervorragend ist und viele der frischen, Sauvignon-Blanc typischen, Noten und Geschmäcker verfügt, die wir so schätzen. Für diese Gegend ist der Preis enorm hoch; wenn man in klassischen Weinregionen rechnet, entspricht das vermutlich eher 25 bis 30 Euro. Nicht umsonst Sortensieger, was mittlerweile eben auch im Weinviertel (zu Recht!) seinen Preis hat.
Von den Weißweinen Neuseelands zu den Rotweinen Südamerikas
7. Sierra Noble Cabernet-Sauvignon 2016
Der Wein stammt aus dem Central Valley in Chile. Mittlerweile bekommt man ja aus Südamerika sehr solide Rotweine zu annehmbaren Preisen, weshalb man die Gegend nicht aus dem Augen verlieren sollte. Das trifft auch für diesen Roten zu. Ein sehr gut trinkbarer Cabernet-Sauvignon, der vom Stil gar nicht komplex oder filigran sein will. Ein sehr angenehmer Alltagswein, der mit 4,25 Euro erstaunlich günstig ist. Da muss man gar nicht nach Aldi. (13,5% A, 1,8 g/l RZ)
8. Caliterra Reserva Carmenere 2016
Der Wein stammt ebenfalls aus Chile, aus dem Calchagua Valley. Die Rebsorte ist typisch für Südamerika und spielt in Europa allenfalls im Süden Frankreichs noch eine Rolle. Umso größer die Überraschung. Ein runder und fülliger Wein, der auf Anhieb begeistert. Ein Hauch von Pfeffer über roten Waldbeeren, ohne aufdringliche Süße, ein dichter, aber kein schwerer Wein. Definitiv ein Wein, der für Pizza zu schade ist. Das Preis-Genussverhältnis begeistert mit 7,25 Euro. (13,5% A, 2,8 g/l RZ)
9. Alta Vista Classic Malbec 2015
Dieser Argentinier aus Mendoza wartet mit einer Rebsorte auf, die reinsortig in Europa eher selten ist. Er „leidet“ nun unter der Reihenfolge, denn nach der Carmenere aus Chile muss es jeder Wein schwer haben. Das ist der Nachteil, wenn man Weine gegeneinander verkostet – das auf einen sehr guten Wein ein noch besserer folgt… diese Proben gibt es in der Realität leider zu selten. Dementsprechend lautet das Urteil krautig, fleischig, säurebetont. Mit 9,95 Euro liegt er auch noch fast 3 Euro über dem Carmenere; so dass in der zeitlichen Nähe ein ausgewogenes Urteil schwer fällt; vielleicht ungerecht und unfair. (13,5% A, 2,8g/l RZ)
10. Veramonte Merlot Reserva 2015
Dieser Wein kommt als vorletzter in der Reihenfolge, da er ausdrücklich in Holz ausgebaut wurde (8 Monate in französischen und amerikanischen Eichefässern, davon 20% neu). Dennoch fehlt ihm die erwartete eingerundete Note. Er wirkt herb, sehr tanninhaltig und leicht krautig. Vor allem überzeugt er aber durch das schönste Etikett der Roten. Möglicherweise gegen Ende der Probe ein unterbewerteter Wein für 8,90 Euro. (14,5% A, 2,4 g/l RZ)
11. Jean Bousquet Gaia Blend 2014
Aufgrund des Cuvees – 50% Malbec, 45% Syrah, 5% Cabernet-Sauvignon – entschieden wir uns, diesen Wein ans Ende zu stellen. Dieser Abschluss passte. Zumal uns ein Syrah, mittlerweile eine unserer Lieblingsrebsorten, noch in dieser Probe fehlte. Der Wein ist das, was man einen versöhnlichen Abschluss nennt. Er findet allgemeine Zustimmung, besonders hervorgehoben, dass die Fruchtigkeit, trotz Holzausbau, vor Schwere und Tanninen geht. Das Leder, das Charakter gibt, schmeckt nur verhalten heraus, im Vordergrund sind dunkle Waldfrüchte. Insgesamt ein deutlicher, aber keine extremer, sondern ein schöner, runder Charakter. Für 12,90 ein angemessener Preis – auch dieser Wein hätte sich wahrscheinlich „Stand-alone“ leichter getan. (13,5% A, 3,4 g/l RZ)
Sauvignon-Blanc gefunden, Carmenere bestellt
Wir waren sehr zufrieden mit diesem Abend. Bei den weißen hat sich gezeigt, dass auch in Neuseeland der Sauvignon-Blanc im Weinberg und Ausbau offenbar kein Selbstläufer ist. Wer die deutlichen frischen und grünen Noten mag, muss sich auf die Suche machen – wie in anderen Regionen auch, etwa in der Steiermark und an der Loire – und probieren; hier überzeugte die Schaumweinvariante. Bei den Roten hat sich wieder gezeigt, dass Südamerika ein besonderes Preis-Genuss-Verhältnis im mittleren Preissegment, bis 10 Euro, aufweist: vom Carmenere wird nachbestellt, weil er uns am Besten geschmeckt hat. Danke Vineshop24.