Das Thema der letzten Weinprobe des Jahres mag dem Außenstehenden seltsam erscheinen; die Erklärung ist einfach: Teilnehmer der Runde ergatterten auf dem Weinherbst in München zwei Flaschen Sauvignon-Blanc, die sie unbedingt in die Runde werfen wollten, so ergab sich das Weißwein-Thema; und beim Rotwein war wieder ein Land fällig, das in den letzten Jahren zu kurz kam, die Wahl fiel auf Spanien.

Um es kurz zu machen: Sauvignon-Blanc hat gewonnen,

die spanischen Rotweine haben sich in uneinheitlichem Stil und mit mäßiger Qualität nicht in die vorderen Ränge spielen können – vorweg gleich zugegeben, vieles mag daran liegen, dass wir in der Runde den modernen, frischen und klaren Stil von Weinen bevorzugen (Österreich lässt grüßen). Zudem ermangelt es uns an einem Spanien-Experten.

Sauvignon-Blanc
Ein Südafrikaner bescherte uns zum Einstieg kräftige Aromen von Stachelbeere und Brennnessel. Allerdings blieb wenig Nachhall und zu wenig Extrakt.
Sauvignon-Blanc
Sauvignon-Blanc vom Weingut Jöbstl aus der Weststeiermark: ebenfalls brennnesselig aber insgesamt verhaltener.
Sauvignon-Blanc
Der Sauvignon-Blanc vom Weinhof Gollenz aus der Südoststeiermark überzeugte durch kräftige Aromen nach Johannisbeere und Bonbons, er täuscht mehr Säure vor als er hat, was aber zur Attraktivität beiträgt.

Das Sauvignon-Blanc Highlight: relativ alt und mit Holz

Sauvignon-Blanc
Schon seit Jahren Garant für Qualität, vor allem bei höheren Qualitäten: Weingut Gehrig aus der Pfalz. Dieser 2012er überzeugte durch fein abgestimmtes Holz; völlig unerwartet unterstützten die Röstaromen die dunkle, saure Johannisbeermarmelade. Keine Spur von Alterstönen, oder nicht als solche erkannt. Tagessieger, leider auch in punkto Preis. Aber später dafür hervorragend zur Quiche aus geräucherter Forelle.

Auf nach Spanien: jetzt wirds rot

Spanien Rotwein
Bei uns bekannter als das Weinbaugebiet Monsant ist Priorat. Letzteres wird umschlungen von Monsant. Ein Cuvée aus Garnacha (70%), Merlot (20%) sowie Syrah und Temperanillo; nicht im Holz ausgebaut. Schön fruchtig und beerig mit kräftigem Tannin; trotzdem nicht ganz einfache Stilistik, was ja oft für Priorat auch gilt.
Spanien Rotwein
Ein 2010er Cuvée aus Cabernet-Sauvignon, Temperanillo und Mourvedre von den hügeligen Ausläufern der Pyrenäen im Gebiet Somontano. Erster Eindruck ist Brombeerextrakt, fast süßlich. Bei längerem Hinschmecken und Luftzufuhr kommen leichte Alterstöne dazu, Durch seine kräftigen Beerenaromen mit süßlicher Untermalung wirkt der Wein auf mich aufdringlich.
Spanien Rotwein
Ein günstiger Wein aus dem Gebiet Valencia aus Temperanillo (60%) und Cabernet-Sauvignon (40%), der unspektakulär mit etwas Beerenaromen und Tannin aufwartete.
Spanien Rotwein
Typisch spanisch: endlich 100 Prozent Temperanillo aus dem Gebiet Toro. Schmeckt schwer nach roten Früchten; viel Tannin, hinten raus eine Spur Eukalyptus. Interessanter aber unausgeglichener Wein.
Spanien Rotwein
Ein Reihe als Manifest des jeweiligen Winzers!? Dieses wusste leider nicht zu überzeugen. Mit diesem Temperanillo in fünf Monaten französischer Eiche konnte Rioja leider nicht gewinnen. Ein einfacher Wein, leider ohne Charakter: Manifiesto No. 1 Juan 2015.
Sauvignon-Blanc Auslese
Versöhnte uns zum Schluss mit den komplizierten Spaniern: Eine Sauvignon-Blanc Auslese vom Weingut Gehrig aus der Pfalz. Ein Schluck vorweg und anschließend perfekt zum Käse. Klare Noten und eine frische Süße – wem Eiswein oder TBAs zu kräft sind.

Die Charakterisierung der Weine ist meine persönliche Einschätzung, abgesichert durch eine Runde von sieben Freunden.

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