#Lustwandeln: ein Tweetwalk durch den Schlosspark Nymphenburg in München
Ein besseres Programm hätte es für diesen Sonntagvormittag in München nicht gegeben: Mit der Münchner Social-Media-Kulturszene und den Experten der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung durch den Nymphenburger Schlosspark. Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich 21 Twitterati und sonstige Onliner, um durch den Park des Schlosses zu streifen und dabei mehr über die Geschichte des Parks zu erfahren. Um es vorweg zu sagen: eine sehr gelungene Veranstaltung, die Lust auf mehr macht. Schloss Schleißheim vor den Toren Münchens wurde bereits mehrfach angesprochen, vielleicht lässt sich das ja im Herbst oder nächstes Frühjahr realisieren… Mehr zur vorbildlichen Organisation steht übrigens am Ende des Beitrags. Aber zunächst zu Schloss Nymphenburg und seinem Park.
Die historischen Details gibt es unter anderem auf der Webseite des Schlosses und natürlich bei Wikipedia. Nur kurz soviel, es handelt sich um ein Barockschloss, das einen entsprechend angelegten streng symmetrischen Garten hatte. Selbst die angrenzenden Waldgebiete wurden durch sogenannte Sichtachsen, die Blicke vor allem auf die Gebäude des Parks bzw. von ihnen weg lenkten, durchschnitten. 1800 wurde des französische Garten dann in einen Landschaftsgarten umgewandelt. Er besteht heute noch so, wie er damals geplant wurde.
Gut geplant für natürliche Erscheinung
Der uns begleitende Landschaftsarchitekt erläuterte ausführlich, wie sich die Schlösserverwaltung dafür einsetzt, dass die Pläne und Vorstellungen des Gestalters bewahrt werden. Was heute das einladende und einnehmende des Parks ist und uns natürlich erscheint, ist in Wirklichkeit das Resultat von umfassender Planung und ebenfalls dem Spiel mit Blicken und Perspektiven: Die leichte Krümmung erweckt den Anschein eines natürlichen Flusslaufs; die steile Böschung, aus ebener Fläche ausgehoben und an der Seite aufgeschüttet, täuscht hügelige Landschaft vor; der geschickte Uferverlauf lässt den See größer erscheinen; wie zufällig wachsenden Sträucher und Bäume geben dem Park seine gewollte Charakteristik.
Da die Umgestaltung des Schlossparks gut dokumentiert ist, wie uns anhand von alten Plänen demonstriert wurde, lässt sich genau nachvollziehen, welche Gestaltungsideen, wie umgesetzt wurden. Das hilft auch heute beim Erhalt des Parks entscheidend mit. Um zu verstehen, warum der Fluss im Park die erste Kammerschleuse Bayerns bekam oder was das freie Feld vor der Amalienburg bedeutet, muss man sich die Gepflogenheiten der absolutistischen Herrscher erläutern lassen.
Von der Fasananjagd zum Tengelmann-Lager
Die Schleuse war notwendig, um die Gondeln, die auf den Flüssen und Bächen unterwegs waren, über die Höhenunterschiede zu bringen. Für die Gondeln muss man sich an den heutigen Ufern auch die entsprechenden Anlegestellen für die Aristokraten vorstellen. Die Dachterrasse auf der Amalienburg diente der Königin als Schießstand für die Fasanen, die ihr auf der Freifläche davor zugetrieben wurden – ein extra aufklappbares Hindernis ließ die Vögel direkt vor der Herrscherin in die Luft steigen, so dass sie ohne große Jagdkünste Erfolge verzeichnen konnte.
Während die Umgestaltung des Gartens vor mehr als 200 Jahren die strenge Symmetrie direkt vor dem Schlossgebäuden beließ und damit den architektonischen Gesamteindruck nicht störte, werden die ganz langen Sichtachsen in der heutigen Zeit nicht immer berücksichtigt: den freien Blick auf die Zugspitze unterbricht, natürlich außerhalb der Parkgrenzen, ein Lager der Firma Tengelmann. Der Präsident der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung nimmt das missmutig zur Kenntnis, verweist jedoch selbstgewiss darauf, dass Garten und Schloss schon fast 300 Jahre bestehen – eine Überlebensdauer, die er dem Lagerhaus nicht zutraut. Und er hofft, dass kommende Generationen mehr Rücksicht auf Gesamtzusammenhänge im Denkmalschutz nehmen.
Erkundung des Schlossparks jetzt auch per App
Der Andrang an Besuchern im Schlosspark lässt das hoffen. Radl müssen übrigens draußen bleiben. Auch Schieben ist nicht erlaubt, denn man will vermeiden, dass im Schutze des stellenweise verwunschenen Parkes die Drahtesel wieder bestiegen werden. Zurecht, denn zwischen den vielen Joggern und noch mehr Fußgängern besteht wenigsten Chancengleichheit – auch das macht den Park so beliebt, bei Münchnern und Besuchern aus aller Welt.
All diejenigen, die nicht mit uns Lustwandeln konnten, sei die Nymphenburg App für Android und iOS empfohlen. Sie führt spielerisch und erklärend durch den Park, Fasanenjagd eingeschlossen…
Wer es nicht in den Park schaffen sollte, oder andere Parks erkunden möchte, der sollte nach dem Hashtag #Lustwandeln suchen. Dort haben viele Online-Kollegen ebenfalls schöne Bilder und Kommentare veröffentlicht, auch aus anderen Gegenden Deutschlands (und der Welt).
Fotografische Impressionen von mir
Es handelt sich um meine Bilder, die ich aus nicht kommerziellen Gründen zur privaten, aber öffentlichen, Dokumentation des Tweetwalks aufgenommen habe. Wer sich daran stört, bitte Kontakt aufnehmen. Viel Spaß beim Ansehen:
Kaum zu verbessern: ein Dank an die Organisatoren.
Abschließend noch ein paar Worte zur Organisation: perfekt. Das Engagement der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden: neun Mitarbeiter vom Präsidenten bis zum Volontär waren aufgeboten, um uns zu betreuen, hier und da noch Hinweise zu geben, oder auf Randthemen aufmerksam zu machen. Goodies für die Online-Kulturgemeinde gab es gleich mehrfach. Die Spektakulären wurden fair ausgelost; als Trostpreis durften alle noch in das sonst geschlossene Hexenhaus des Kronprinzen. Was will man mehr. Dass das Wetter noch mitspielte und der Imbiss zum Abschluss vor den Toren der Verwaltung stattfinden konnte, gab dem dreistündigen Ausflug seinen würdigen Abschluss.
Besonderes Danke an @TanjaPraske, die mir mit ihren Beiträgen und ihrem „eisernen Tritt“ in meinen H… zur Teilnahme verholfen hat.
Lieber Markus,
als Ironbloggerin gab ich dir einen Tritt mit einem herrlichen Resultat und sei dir jetzt gewiss, so trete ich dich gerne …
Als Schlösserfrau besuche ich dich jetzt und bedanke mich sehr für diesen wunderbaren Blogposts! Twittern, instagramen, sehen, zuhören und die Quintessenz ins Blog zu packen, funktioniert ganz hervorragend. Dein Beitrag versetzte mich sofort zurück zum eigentlichen Tag des #lustwandelns. Was jetzt von dir und den anderen Teilnehmer erfolgt ist eine herliche Fortsetzung des Lustwandelns in den digitalen Raum – wunderbar!
Ein dickes, herzliches Dankeschön – ihr Lustwandler habt zum Gelingen dieser Aktion beigetragen!
Schönen Abend,
Tanja
Was soll ich sagen: Danke 🙂
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