Seit ungefähr zwei Monaten haben wir mit Alexa von Amazon nun ein weitere Dame im Haus. Zusammenfassend kann ich feststellen: Alexa hört ziemlich brav und macht meistens das, was man ihr aufträgt. Allerdings gibt es Beschränkungen. Und manchmal ist das, was man gerne hören würde, schwer zu verstehen. Und überhaupt fragt man sich manchmal, ob man Spracherkennung und eine neues elektronisches Gerät braucht und will. Alexa ist übrigens einer von vier „Namen“ mit dem man den Amazon Echo steuern kann.

Ich tippe das hier übrigens auf normaler Tastatur in die WordPresse – warum Alexa keinen „Sprache-in-Text-Modus“ hat, bei dem Aufwand, der in die Sprachempfangsfunktion gesteckt wurde, ist mir schleierhaft. Ein wesentliches Feature, das fehlt, aus meiner Sicht.

Dass sie brav hört, hat mich anfangs am meisten an der kleinen schwarzen Säule von Amazon erstaunt, die derzeit bei uns in der Küche steht. Als Kurzzeitmesserersatz bleiben beispielsweise die Hände frei, wenn man in der Küche hantiert, das ist komfortabel. Wenn die Hintergrundgeräusche allerdings zu laut werden, tut sie sich manchmal schwer. Blubberndes Kochwasser, laufender Geschirrspüler und Unterhaltungen im Hintergrund erfordern manchmal schon zwei bis drei Kontaktaufnahmen.

Anders ist es, wenn man frühmorgens alleine die Küche betritt und mit „Alexa, meine Zusammenfassung“ in den Tag starten will – kleiner Gimmick vorne weg: Begrüßt man Alexa mit „Alexa, guten Morgen“, bekommt man ein „guten Morgen“ zurück, ergänzt um einen Spruch, ein Zitat für den Tag oder den Hinweis auf einen Jahrestag. Wenn man also mit seiner individuellen Zusammenfassung in den Tag starten möchte, muss man diese vorher in der App zusammengestellt haben.

Amazon Echo Alexa
Amazon Echo Alexa

Nachrichten von und mit Alexa

Die Auswahl an Nachrichten- und Info“skills“ ist schon ziemlich breit. Wenn die Zusammenfassung allerdings aus mehreren Quellen besteht, ist die unterschiedliche Sprachqualität gewöhnungsbedürftig: laut und leise, Computer- und echte Stimme, wechseln einander ab. Das mag bei längeren Einheiten nicht störend sein, bei den Twittertrends zum Beispiel, ist die Qualität noch mau, weil Alexa nicht zwischen Abkürzungen, Sprachverkürzungen und ähnlichem unterscheiden kann, manchmal kann sie sich auch nicht zwischen deutscher und englischer Aussprache entscheiden. Die fünf Twittertrends sind schnell vorgelesen, wenn die Qualität nicht stimmt und man nebenbei Kaffee und Frühstückseier kocht, versteht man schon auch mal nix und dann ist es vorbei.

Offenbar werde manche Info-Skills auch automatisiert zusammengestellt – ich stelle mir das so ähnlich wie RSS-Feeds vor. Das geht manchmal gut, manchmal ist die Quelle aber auch anders programmiert und dann wird irgendwas, nur nicht der Inhalt vorgelesen, störend.

Amazon Echo Alexa
Amazon Echo Alexa

Meine persönliche Zusammenfassung dauert derzeit gut 20 Minuten, besonders empfehle ich die Presseschau des Deutschlandfunks (DLF), die einen guten Überblick über die Kommentare in den Zeitungen gibt; mehr Analyse als Nachrichten. Die höre ich übrigens auch vom DLF. Darüberhinaus ist natürlich Spiegel und heise bei mir integriert, außerdem der „This-day-in-history“-Skill, der auf wichtige Ereignisse des Tages in den vergangenen Jahren und Jahrhunderten zurückblickt – jeder wie er mag. Individuelles Radio hören, wann man mag. Es ist übrigens faszinierend zu lesen, mit welcher Vehemenz sich die Internet-Giganten und US-Nachrichtenmedien mit den Sprachcomputern beschäftigen.

Leider gibt es offenbar keine Möglichkeit, sich einfach beliebige Webseiten vorlesen zu lassen. Hier wäre ein Standard, wie RSS, schön, mit einem Standard-Skill, in den man einfach einträgt, welche Webseiten man vorgelesen haben will. Ich würde meinen Blog auch gerne als automatisierten Podcast anbieten, z.B. über ein ent“sprechendes“ Plugin. Bisher können es sich leider nur Konzerne, wie Daimler, leisten, Skills für ihren Blog anzubieten.

Alexa spiel jetzt…, nein spiel…!!!

Von der Sprache zur Musik: natürlich ist Amazon Alexa auch ein guter Lautsprecher (nicht so gut von der Soundqualität wie unser JBL Charge, aber gut). Was liegt deshalb näher, als Musik darüber zu hören. Kleiner Gimmick am Rande – ich kann auch ohne Verbindung zu Spotify Musik hören, weil Alexa dank Amazon viele CDs abspielt, die ich in der Vergangenheit bei Amazon gekauft habe. Die Verbindung zu Spotify ist auch recht schnell und einfach erledigt. Hat bei einem Spotify Family Account allerdings einen entscheidenden Haken: Alexa kann nur von einem Account abspielen.

Der Account-Wechsel ist möglich, aber komplex und hat ebenfalls noch andere Folgen, da damit der komplette Alexa-Benutzer gewechselt wird, nicht nur der Bediener des Spotify-Accounts. (Seltsam: angeblich rechnet Alexa aber Bestellungen immer dem Hauptaccount zu.) Die Folge ist, dass sich nun das, was die Kinder hören, in meinen Spotify Algorithmus einschleicht. Schlimmer noch: wenn ich unterwegs bin und über Spotify Musik hören will, meldet mir Spotify, dass ich gerade zu Hause über Alexa Musik oder die drei ??? höre. Das muss unbedingt geändert werden.

Hier kommt nun auch gleich eine weitere Konsequenz von Alexa ins Spiel: Kinder schreien Alexa gerne an. Warum, weil sie verstanden werden wollen und weil ihr Befehl vor allen anderen gehört werden soll. Hintergrund: Alexa hat keine Stimmerkennung, sondern eine Spracherkennung und die funktioniert für jeden, der mit ihr spricht. Das ist einerseits schön, weil jeder Alexa benutzen kann; andererseits schlecht, weil alles über meinen Account läuft (s.o.) und der Streit anfängt, wer Alexa nun Befehle erteilen darf. Dieses Schreispiel dauert unverändert an, ich bin gespannt, ob mal Normalität einkehrt.

Andererseits ist es schön zu sehen, mit welcher Unbekümmertheit Kinder an neue Technologien herangehen: „Alexa, erzähl uns einen Flachwitz“, war etwa ein sehr gerne genommener Skill. Auch das Ärgern der Spracherkennung über Beschimpfung und Anbiederung gehört dazu und sich freuen, wenn Alexa antwortet: „Das ist aber nicht nett.“ Oftmals handelt es sich um „Ostereier“ genannte Antworten, auf lustige oder lustig gemeinte Fragen.

Alexa LED-Steuerung unter Vorbehalt

Abschließend kann ich auch mitteilen, dass wir zwei LED-Birnen über Alexa steuern, allerdings mehr aus Jux und Tollerei, um zu sehen, was geht. Und siehe da, es geht. Hier fasziniert natürlich besonders, dass sich per Sprachbefehl die Farben und die Intensität des Lichts steuern lassen. Allerdings ist das wirklich irgendwie unheimlich, dass man damit von überall Zugriff auf sein Licht zu Hause hat.

Wie überhaupt, die Vorbehalte der Erwachsenen alle aus der Richtung kommen: das dauerhafte „Zuhören“ von Alexa, bis ihr Name gerufen wird. Natürlich ist das ein Mikrofon, das ständig auf Stand-by steht; will man so etwas haben? Vertraut man Amazon oder wer hört noch mit und wann? Will man seine Lichter über einen amerikanischen Server gesteuert haben? Und einfach per Zuruf bestellen, könnte Suchtfaktor entwickeln…

Bei uns ist es derzeit so, dass Alexa oft ausgesteckt wird und auch die Internet-Lichter noch per normalem Schalter aus- und angeschaltet werden. Das stört nicht, macht die Nutzung von Alexa allerdings etwas weniger spontan. Aber wir gehen auch noch mehrheitlich in den Laden, um einzukaufen. Sorry, Amazon.

Amazon Echo Alexa
Amazon Echo Alexa

Was kostet Alexa?

Bei Amazon Deutschland kostet der Echo, die oben abgebildete Variante, derzeit 130 Euro, 50 Euro billiger als vor einigen Monaten (was zeigt, mit welcher Aggressivität Amazon die Technologie derzeit in den Markt drückt); der kleine Bruder, Echo Dot kostet 60 Euro. Das ganze funktioniert natürlich nur in Verbindung mit einem bestehenden Amazon-Konto.

4 Comments on “Leben mit Alexa- Amazon Echo”

  1. Finde deine Art zu dokumentieren super informativ aber auch unterhaltsam.
    Bin allerdings von deinem Fazit etwas überrascht. Klar bietet Amazon nicht das was es in Wirklichkeit mit dem Echo verspricht. Dennoch finde ich sind sie auf einem guten Weg was das Smart Home anbetrifft.
    Lg Piet

    • Hallo Piet, danke für deinen Kommentar. Dann ist das leider missverständlich angekommen. Ich bin ein großer Fan von „Sprache-only“, Bewegtbild halte ich für überbewertet. Ich bin überzeugt, dass Amazon damit auf dem richtigen Weg ist. Und erkenne jetzt auch schon Verbesserungen mit dem letzten Update. Vielleicht denke ich daran, in einiger Zeit mal wieder einen aktualisierten Erfahrungsbericht veröffentlichen. Beste Grüße Markus

  2. Ich finde das ganze zwar ziemlich spannend, habe es mir aber bislang noch nicht zugelegt. Da werden sicherlich mit der Zeit überarbeitete Modelle auf den Markt kommen, die noch einiges mehr bieten.

  3. Pingback: Männer in Boxershorts – Pflugblatt* (beta)

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