Frisch aus dem Kino: zwei Komödien aus Frankreich
Ich würde mich nicht als Cineasten bezeichnen, ich gehe einfach gerne ins Kino. Dieses Mainstream-Massen-Wahnsinn-3D-3l-Cola-Kino muss es nicht unbedingt sein, aber dafür haben wir ja in München die City-Kinos mit Atelier und Eldorado auf der anderen Straßenseite (Und zum Beispiel noch das Arena im Glockenbachviertel). Knapp zwei Stunden Konzentration nur auf eine Sache, wo bekommt man das heute noch?
Zugegeben den Monsieur Claude und seine Töchter habe ich im Mathäser gesehen, wo mich schon der Eingang abgeschreckt hat: zu laut, zu groß, zu unübersichtlich. Dafür habe ich die Madame Mallory und der Duft von Curry im City gesehen. Mir hat ja der Monsieur besser gefallen, als die Madame, wobei sich das „besser gefallen“ natürlich nicht auf Helen Mirren bezieht, die als Madame Mallory hervorragend besetzt ist.
Dennoch handelt es sich aus meiner Sicht um zwei Komödien, zu einem Thema, die unterschiedlich gut gelungen sind. Wer leichtfüßige französische Komödien mag, sollte sich aber beide ansehen, denn richtig schlecht ist keiner.
In beiden Fällen werden französische Klischees zuhauf bedient (aber zum Glück trifft man diese Klischees in Frankreich vielfach noch an). Beide Filme spielen in Kleinstädten am Land und haben mehr oder weniger viel mit Essen und Trinken zu tun. Im Mittelpunkt stehen aber die Integrationsherausforderungen, denen sich alteingessesene Franzosen gegenüber sehen.
Madame Mallory sieht ihr Sternerestaurant auf einmal durch das neue indische Lokal auf der anderen Straßenseite gefährdet. Während sich Monsieur Claude und seine Frau damit abfinden müssen, dass seine vier Töchter Männer heiraten, die nicht der Vorstellung einer kleinbürgerlichen Rechtsanwaltsfamilie von ‚dem Franzosen‘ entsprechen. Obwohl alle vier Schwiegersöhne wohlerzogene, integrierte und auf ihre Art erfolgreiche Bürger Frankreichs oder seiner ehemaligen Kolonien sind.
Während der Monsieur-Film immer wieder zeigt, fast bis zum Schluss, wie aus scherzhaften Bemerkungen, über die Herkunft oder das Aussehen eines Familienmitglieds ein Streit entstehen kann, beschränken sich die Konflikte im Madame-Film auf einen Koch, dessen nationalistische Ader aber gar nicht gezeigt wird. Beim offenbar vom Sternekoch initiierten Anschlag auf das indische Lokal hält sich der Schaden in Grenzen, die verbrannten Hände des magischen indischen Kochjünglings sind einzig sichtbare Folge. Sehr aufgesetzt und bemüht schrubbt Helen Mirren nach der Entlassung des Kochs in strömenden Regen die Inschrift „Frankreich den Franzosen“ von der Gartenmauer. Ansonsten wird über absehbare Verwicklungen und nach einem Umweg über Paris mit indischer Hilfe der zweite Stern herbeigekocht.
Beim Monsieur Claude und seinen Schwiegersöhnen bleibt statt dessen die latente Gefahr von Missverständnissen erhalten, auch wenn sich die neuen Familienmitglieder „einleben“ – und die Marotten der Schwiegereltern mit immer mehr Humor nehmen. Mit diesem „Risiko“ und durch viel Situationskomik und Sprachwitz (auch auf Deutsch) erhält der Film einen gewissen Kick bis fast zum Schluss.Vorher taucht aber nocht der vierte Schwiegersohn auf, der immerhin Katholik ist. Leider hört die Handlung dann sehr absehbar auf.
Bleibt abschließend die Frage eines Kinogängers an den politisch aufgeklärten und frankophilen Cineasten: Warum bekommen wir aus Frankreich zeitgleich zwei Komödien zum gleichen Thema geliefert?
Einen schönen Vorgeschmack geben natürlich die Trailer:
Hallo Markus, gestern habe ich den Monsieur-Film im Matthäser gesehen, das Kino an sich ist wirklich kein Ort zum Wohlfühlen. Aber zumindest liegt es praktisch in der Innenstadt. Den Madame-Film werde ich mir noch anschauen, daher kann ich zu deinem Vergleich nichts sagen.
Deine Frage am Ende würde ich so beantworten: Vielleicht ist es ja so, dass zwei Filmfirmen parallel ein gutes Drehbuch angeboten bekommen haben. Und erst als sie schon mittendrin in der Arbeit waren, haben sie erkannt, dass zeitgleich etwas Ähnliches auf den Markt kommen wird. Und warum sollte dann eine Firma das Projekt stoppen? Vielleicht liegt das Thema ja gerade in der Luft?