Wenn sich Leute schon die Mühe machen, ihre Zeit für etwas aufzuwenden, was auch aus meiner Sicht dringend notwendig war, kann ich ruhig auch mal Danke sagen. In dem Fall besonders an die Initiative #bloggerfuerfluechtlinge.

Danke.

Was haben wir anständigen Bürger mit Erstaunen auf die P-Demos geschaut; es nicht glauben können (und wollen), was da abgeht und wer da hingeht. Das ganze Land war offenbar in Erstarrung verfallen, weder Bürger und schon gar nicht Politiker wussten, wie sie mit dem Phänomen umgehen sollten. Verschlimmert wurde das durch den Eindruck, als ob Innenminister und Polizei überfordert waren, Flüchtlinge in unserem Land zu schützen.

Es hat eine Weile gedauert, bis sich die Republik sortiert hatte und dann aber um so deutlicher gesagt hat: Nein! Man hat sich aufgerafft und ist zu einer Anti-P-Demo oder Lichterkette gegangen, um zu zeigen, dass die guten in der Mehrheit sind. Mal eine Stunde da und eine Stunde hier, eine halbe Stunde früher aus der Arbeit raus, das war drinnen. Und als dann die Flüchtlingswelle losging, fanden sich unerwartet viele, die sich engagierten, bis auch die Kanzlerin nicht anders konnte und einsehen musste:

„Wir schaffen das.“

Das Logo nimmt Bezug auf die beschwerliche Flucht und steht trotzdem für einen freundlichen Empfang, finde ich.
Das Logo nimmt Bezug auf die beschwerliche Flucht und steht trotzdem für einen freundlichen Empfang, finde ich.

Ja, wir schaffen das, aber nur mit Hilfe  der vielen Engagierten, Danke dafür. Wir sind natürlich nicht blind: natürlich wird es Herausforderungen, Probleme und auch Krisen geben. Nicht jeder kann (will und muss) ewig Flüchtlingshelfer bleiben. Aber auch hier gilt: Wir ignorieren das nicht, sondern „Wir schaffen das“, wir werden auch diese Anforderungen meistern – das wäre doch gelacht: in einem der reichsten Länder der Welt, eingebunden in die EU, in einer offenen Gesellschaft und mit einer Kultur der Effizienz. Selten wurden Polizei und Verwaltung von den Medien so gelobt, wie derzeit im Umgang mit Flüchtlingen.

Aber wir schlau daherredenden in Deutschland geborenen Akademiker müssen auch Hingucken, wenn Mitbürger in anderen Berufen und Bevölkerungsschichten mittel- und langfristig ihre Existenz bedroht sehen. Noch billigere Arbeitskräfte für die einfachen Tätigkeiten; noch weniger Widerspruch, wenn Beschäftigung und Bezahlung oder Geschäfte gegen Gesetze verstoßen; das darf nicht passieren.

Bildung, Ausbildung und Integration sind deshalb das Wichtigste. Ohne die Herkunft zu verleugnen und Heimat zu verdrängen, muss eine Integration in die deutsche Gesellschaft möglich sein. Deutschland wird sich mit der Aufnahme der Flüchtlinge verändern, aber die Flüchtlinge werden sich auch in Deutschland verändern müssen.* Vieles, was daheim Wert geschätzt und Lieb gewonnen war, wird es hier nicht mehr geben. Umgekehrt hat Deutschland eben vieles zu bieten, das macht ja den Reiz aus. Dazu empfehle ich unter anderem die Lektüre des Handelsblatt, Ausgabe Nr. 185 vom 25.9.

Im Handelsblatt, Nr. 185/25.9.2015, schreiben 40 Flüchtlinge. Und viele andere interessante Geschichten zu dem Themenkomplex.
Im Handelsblatt, Nr. 185/25.9.2015, schreiben 40 Flüchtlinge. Und viele andere interessante Geschichten zu dem Themenkomplex.

Leider finde ich aktuell aus beruflichen und privaten Gründen nicht mehr Zeit, mich zu kümmern. Deshalb gilt der DANK ALLEN, die Ihre Zeit opfern, wo ich nur schnell ein paar Überweisungen ausfüllen kann. #BloggerfuerFluechtlinge hat mich nun besonders angesprochen, da ich sie direkt auf Twitter und in anderen sozialen Netzen sehe, wo ich berufsbedingt viel unterwegs bin. Spenden kann man auch woanders und anderes als Geld – wenn schon nicht direkt anpacken.

*Offenlegung: Ich stamme ebenfalls aus einer Flüchtlingsfamilie. Ja, man glaubt es heute kaum. Anno 1944 mussten (und wollten) die Eltern meiner Eltern aus Siebenbürgen (heute Rumänien) und Böhmen (heute Tschechien) in Folge des zweiten Weltkriegs fliehen – in den Wirren der letzten Kriegsmonate, Familien getrennt von Vätern, teilweise unter Beschuss und Bombardement. Die Erzählungen über das Damals erinnern durchaus an die Dramen von heute. Ich hatte das Glück, dass das nie totgeschwiegen, aber auch nicht über die Maßen thematisiert wurde. Meine Großeltern hatten wohl bald eingesehen, dass es ein Zurück nicht mehr gibt, und selbst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war nie die Rede davon, zurück zu wollen. Es wurden alte Bilder angeschaut und Eltern und Großeltern erzählen aus der Erinnerung; auch Reisen gab es, um zu sehen, ob das Elternhaus noch steht. Die Erinnerung kann einem keiner nehmen, aber der Blick sollte in die Zukunft gerichtet sein.

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