Um es vorab zu sagen: Besten Dank an die drei Herren (@ploechinger, @kopfzeiler und @dvg) von sueddeutsche.de, die sich daran gemacht haben, den Webmontag in München wieder aufleben zu lassen – der letzte fand wohl Anfang Mai im Rahmen der Münchner Webwoche statt; der Vorletzte im November 2011. Ergänzend muss man dem Süddeutschen Verlag danken, der seine imposanten Räumlichkeiten in München-Berg am Laim zur Verfügung stellte, das weithin sichtbare SZ-Hochhaus.

Vielleicht war es aber das Ambiente, die postmodernen Räume einer altehrwürdigen Zeitung, das dazu führte, dass der Funke bei den Neuländern an dem Abend nicht so richtig überspringen wollte, zumindest bei mir keine richtige Stimmung aufkam. Immerhin das Networking vor dem Saal kam in Gang, während nach der Veranstaltung wohl eher der Blick aus dem 26. Stock im Vordergrund stand.

Die Vorträge machten teilweise die Unterscheidung zur Nerdnite schwer:

Der erste Beitrag von Johannes Kuhn (@kopfzeiler) beleuchtete fünf Trends, die üblicherweise vor lauter Internet-Hype übersehen werden: kommerzielle Raumfahrtprojekte, Wassergewinnung aus Kondenswasser, 3D-Printing von Zellen (also Körperteile drucken) und helft mir auf die Sprünge, zwei weitere, die ich leider schon wieder vergessen habe. Eine Sammlung von interessanten Themen, von denen allerdings jedes allein schon 15 Minuten Vortrag verdient gehabt hätte.

Dirk von Gehlen (@dvg) erläuterte die Hintergründe zu seinem Phänomeme-Blog. Die These, so, wie ich sie verstanden habe, war, dass Memes eine lustige, aber dennoch ernst zu nehmenden Form der Webkultur sind, da sie alle Merkmale von Kunst besitzen. Zudem sind sie populärer als klassische Kunst, da die digitalen Plattformen und Werkzeuge, es für die Kunstkonsumenten (=Web-Nutzer) leichter machen, sich selbst an der Kunst, den Memes, zu beteiligen. Bedauerlich war sein Hinweis, dass einige der aufgezählten Memes „in Deutschland nicht verfügbar“ sind, da sie mit geschützter Musik „spielen“.
Die schönsten Memes sammelt von Gehlen in seinem Phänomeme-Blog auf sueddeutsche.de

Der Markenberater Lucas von Gwinner (@lvgwinner) hatte sich eine anspruchsvolle Aufgabe vorgenommen: digitale Markenführung in 15 Minuten zu erklären. Ein Unterfangen, das kaum gelingen konnte. Da half auch das Beispiel nicht: dass BMW seine Marke toll aufgeladen hat, wissen wir alle – wie das aber in Neuland funktioniert und was dafür im Hintergrund alles notwendig ist, lässt sich kaum in 15 Minuten pressen.

Julian Schlossmacher von „Mein Freund Karl“ lieferte als nächster Sprecher dann gleich ein Beispiel dafür, wie Markenführung funktioniert: er musste in Hosenträgern in CI-Farben seine Unternehmens auftreten. Sein Vortrag diente nur am Rande der Darstellung seines Unternehmens (schließlich dürften die anwesenden im Schnitt um 30 Jahre jünger als seine Kundenzielgruppe gewesen sein). Er sandte einen Aufruf in die Start-up-Community, sich auch nach der erfolgreichen Unternehmensgründung weiter und besser zu vernetzen. Er nannte zahlreiche Beispiele dafür, wo er dringend Rat und Unterstützung gebraucht hätte, sie aber in den üblichen Start-up-Zirkeln in München nicht fand: Auslandsexpansion, Mitarbeiterführung, Entlassung usw. Dafür gründete er am Tag des Webmontag gleich ein eigenes Netzwerk „House of collaborative entrepreneurs“ (hoce), das aber bisher nur auf Einladung offen steht.

Und zu guter Letzt stellte Stefan Uthoff von united-domains die kommenden, neuen Top Level Domains vor. Uthoff erwartet, dass die ICANN ca. 1.400 neue Domains genehmigen wird. Das führt nicht nur dazu, dass zusätzliche Web-Adressen verfügbar sind, sondern auch zu einer besseren inhaltlichen Identifizierbarkeit; so wird es etwa .shop, .hotel, .bayern usw. geben. Uthoff empfahl, sich unbedingt zu informieren, ob für das eigene Web-Angebot eine Adresse dabei sei – schließlich geht es auch hier darum, sich Markennamen zu sichern, auch wenn mittlerweile ein System vorgeschaltet wurde, mit dem Markeninhaber vor offiziellem Vergabestart ihre Domains reservieren können. Uthoff erwartet im Übrigen, dass die neuen TLDs eine hohe Suchmaschinenrelevanz bekommen, da sie eindeutige inhaltliche Zuordnungen zu lassen – er empfiehlt die neuen Domains deshalb schon aus SEO Gründen.

Nach gut anderthalb Stunden Programm ging es dann pünktlich zum Sonnenuntergang gegen 21 Uhr in den 26. Stock des Hochhauses. Im gediegenen Lounge Ambiente konnte man einen unverstellten Blick vom Osten auf München genießen. Leider war der Himmel nicht ganz klar; aber für die besser ausgerüsteten Fotografen, spielte die Sonne in den letzten Minuten mit und versank als glühend roter Ball neben dem Olympiaturm. Auf dem anschließenden Heimweg zeigte sich das SZ-Hochhaus weiterhin in voller Pracht.

SZ-Hochhaus, München
SZ-Hochhaus, München

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